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Demokratie-Waste und Wahlfälschung
von Marc P Sahli >>
Erika M. öffnet die Küchenbalkontüre, tritt hinaus und lächelt den nächstbesten Passanten an. Dieser schaut verwundert die Fassade hoch. Erika denkt sich: wenigstens irgendjemandem den erwachenden Tag mit einem Lächeln versüssen, grad weil sie sich gottsjämmerlich aufregt.
Ihr Otto hat gesagt, wer nicht wähle, betreibe Demokratie-Waste und hat ruck zuck einfach ihre Unterlagen mitausgefüllt. Erika wollte nicht abstimmen, weil sie sich von keiner Partei verstanden und noch weniger repräsentiert fühlt. Irgendwie ist das Parteiensystem in der heutigen Zeit sowieso veraltet, findet sie. Und dann tut ihr Öttu das einfach so, als wäre es die natürlichste Sache, ohne mit der Wimper zu zucken. Wer es für seine Pflicht hält, für andere zu entscheiden, nimmt anderen ihre Rechte weg. Erika schaut in den klärenden Himmel und fragt sich, wie oft das in der Schweiz vorkommt, zu hunderten oder zu tausenden? Sie findet, wenn Stimm-Unterlagen nach Hause geschickt werden, so viel zu leicht Schindluderei betrieben werden kann. Da ist der S.L. von der SVP wohl ein Anfänger, ein Würstchen dagegen, was Wahlbeeinflussung oder gar -fälschung2 anbelangt. Hingegen wenn sich ein Abstimmungsprozess wie in der Schweiz basisdemokratisch und analog in die Länge zieht, kann sich auch keine Hack-Manipulations-Kampagne auf den Abstimmungssonntag konzentrieren. Von ihr sucht man vergebens eine elektronische Kopie. Hacker können der Meinungsbildung von Erika somit nichts anhaben. Sie traut auch nicht mehr «denen dort oben», hat Vertrauen in Parteien und andere sogenannte Eliten verloren. Ja, seufzt sie, und denkt: es sind unsichere Zeiten, das einzig Wahre und bleibende sind die Zyklen der Natur, der Himmel, die Wolken. Sie blinzelt nach oben. |
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