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de pulchro et amore
von Marc P Sahli >>
Im Bus sitzt ein Generation Y gesprochen why – warum - Bubi. Er findet sich schön, das fühle ich nur schon beim Anblick, wie er selbstbewusst dasitzt. Er sitzt da mit seiner LV-Tasche zwischen den Beinen, die Tasche wohl als Selbstbewusstseinskrücke. Seine Frisur ist wie aus dem 3-D-Drucker. Etwas später steigt die Nachtschwalbe ein, wohl eine Dame leichteren Ge-werbes. In Mini und Leopardendruckjäckchen. Die Lippen sicher frisch aufgespritzt, die Bäckchen schön rouge. Sie findet sich schön, ich spüre es. Man hat sich schön zu finden, denn es gilt: zuerst ich und I und myself. Und dafür muss man auch einiges tun. Man liebt sich selbst, und um zu lieben, dazu braucht es nicht mal mehr Nutten, eine Virtual-Reality Brille reicht. Die Frage nach der Beziehungs(un)fähigkeit findet nach rund 50 Jahren wieder ein Revival. Freie Liebe, lieb dich selbst zuerst.
In der Beiz sitzt Mario neben mir. Er ist ein ehemaliger Legionär und Söldner. Er lebt von 4500 EUR Leibrente. Viel gesehen und gelebt habe er, sagt er zwischen Bierschluck und Zigaret-tenzug. Er habe für 20 Kisten, ich erfrechte mir nicht nachzufragen ob Tausend oder Millio-nen, Kinderficker aus dem gecharterten Flugzeug geworfen – Auftragsarbeiten nach der Legi-onärszeit, zischt er zwischen den angespannten Lippen hervor. So habe er auch 1983 in Beirut gekämpft und in Mogadiscio, Kinder und Frauen um die Ecke gebracht. Auftrag sei Auftrag gewesen.
Kürzlich habe er einem Mann, der seinen Hund einen Drecksköter genannt hatte, mit dem berühmten Sourire des Berberes gedroht, dem Aufschlitzen von Ohr zu Ohr. Sein Hund ist sein Ein und Alles, ein Familienmitglied. Ihn zu beleidigen, sei wie ihn selbst zu beleidigen. |
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