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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches

Alles muss doch seine Ordnung haben

von Marc P Sahli >>

„Wessen mache ich mich verdächtig, wenn ich mich öffentlich äussere? Bin ich dann ein verdächtiger Demokrat?“ Demokrat Läppli, Alfred Rasser im gleichnamigen Film, sagt: “ich muess gar nütt me dängge, muess nitt go stimme, da hani aigetlig nütt meh z sage. Ersch jetz bini e rächtschaffene Demokrat.“ Ja, besser nichts sagen, als seine Freiheit riskieren. Y.M. war in Polizeigewahrsam genommen worden, weil er sich nach dem Pferdeinferno in den Ställen des „Institut Equestre National“ in Avenches / Wifflisburg auffällig verhalten hatte. Schon längst wurden Gemüse und Früchte normiert. Aus der Reihe tanzen geht nicht mehr. Es reicht offenbar schon, mehrere Interviews zu geben, um inhaftiert zu werden. Das erinnert mich stark an aufgelöste Staatengebilde: sobald man den Kopf aus der grauen Masse herausstreckt, wird man angegriffen, und fehlt dann urplötzlich beim Zmorge, wird zurecht gestutzt auf Normgrösse. Ja, vielleicht hat dieser Feuerwehrmann ein wenig übertrieben, blumig ausgeschmückt, wie er heldenhaft Pferde gerettet habe. Mir scheint, dass man mehr und mehr reagiert wie aufgeschreckte Hühner: Privatsphäre verletzen, denunzieren, einbuchten. Schwarze Listen führen, und Nachbarn, die sich als Spitzel betätigen, das ist die Schweiz. Dann wird vielleicht der Ghüder durchwühlt, um jemanden zu büssen, weil der Abfall am falschen Tag draussen stand. Das ist die Schweiz. Oder weil die Bar um 00:00 schliesst, verlässt der letzte Gast 23:59 das Lokal, weil um 00:01 die Polizei aufkreuzt. Das ist die Schweiz. Wir dürfen auf den 1. September gespannt sein, wenn das neue Nachrichtendienstgesetz in Kraft tritt in unserer Demoktatur.
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