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Kurzgeschichten > Geschichtliches
Atom Jartschanjan (1878-1915) (aus: «Der Tanz»)*

«Los, macht uns an mit euren Ärschen und eurem Sterben!»
Zwanzig schöne junge Frauen gingen bald zu Boden.
«Aufstehn!» Nackte Säbel züngelten wie Schlangen
Dann kam der Kerl mit dem Benzinkanister
Gerechtigkeit der Welt? Ich spuck ihr in die Fresse
Und schlampig parfümierte man die Zwanzig ein
«Tanzt weiter!», kreischte der Mob, «im schönsten arabischen Duft!»
Dann stießen sie die Fackeln in die nackten Leiber.
Und die Leiber tanzten, rollten kohlschwarz in den Tod
Entsetzen, feuerhell! Ich schloß die Fenster wie beim Sturm
Und ging zu der Vereinsamten, zu meiner Toten, fragte:
Wo ist der Dolch, der meine Augen aussticht, sag’s mir, sag’s.

Ich weiss nicht, wer meinen Teppich, der bis heute bei mir überlebt hat, geknüpft hat, ob Nare, Yana oder Anush, was auch nicht wichtig ist. Wichtig ist, dass solche blutigen Ereignisse nie und nimmer in Vergessenheit geraten.

*Deutsch von Wilhelm Bartsch, aus: Siamanto: Blutige Briefe einer Freundin. Oschersleben: Ziethen Verlag, 2015, S. 10f, ISBN 978-3-86289-112-2. Auch enthalten in: Eine Handvoll Asche. Texte armenischer Autoren, Opfer des Geno-zids 1915. Ziethen, 2015, S. 46f
(c) Marc P Sahli

24. April 2022
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