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Kurzgeschichten > Familie
anderen Ausweg mehr gesehen hatte, als zu fliehen. Gut, sie hätte mich mitnehmen können, aber da brauche ich mir heute keine Gedanken mehr darüber zu machen - es ist vorbei. Als Kind verstand ich das alles natürlich nicht und glaubte, sie sei meinetwegen gegangen. Manchmal frage ich mich heute noch, ob ich nicht irgendetwas hätte tun können, und ob ich nicht vielleicht doch ein schlechter Junge war ... Es ist traurig, aber ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt noch lebt. Als ich da also am offenen Grab stand und auf den hölzernen Sarg hinabblickte, fiel mir mit einem Mal ein, wie ich damals die halb tote Amsel gefunden und mit nach Hause genommen hatte. Gesund pflegen wollte ich sie. Ich würde nicht darauf schwören, aber ich muss so ungefähr zehn gewesen sein, vielleicht auch elf. Ich war auf dem Heimweg von der Schule und wäre womöglich achtlos auf sie drauf getreten, wenn ich nicht sowieso immer mit gesenktem Blick durch die Straßen gelaufen wäre ... Sie lag mitten auf dem Bürgersteig und gab ein leises Piepsen von sich - ganz schwach, aber für mich ein Zeichen, dass sie noch lebte und dringend Hilfe brauchte. Vorsichtig schob ich den kleinen Vogel etwas näher an die Hauswand, flitzte auf die andere Straßenseite und besorgte mir im Schuhladen einen ausrangierten Pappkarton. Selbst heute, wenn ich nur daran denke, fängt mein Herz wie wild zu rasen an und mir tritt der Schweiß aus den Poren. Während ich zurückrannte, hatte ich riesige Angst, die Amsel könnte bereits gestorben sein, dass ich wieder einmal alles falsch gemacht und nicht lange genug nachgedacht hatte - doch zum Glück lebte sie noch. Im Schulranzen fand ich ein Päckchen Taschentücher, kleidete sorgfältig
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