Kurzgeschichten > Alltag |
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Der Sog, der von der Leere ausging, mein Magen machte das nicht mehr mit. Zuerst verlor Claus seinen Job. Damit fing alles an. Daß wir, verliebtes Homo-Paar, ganz von der Platte kamen. Claus war schon seit Wochen nicht ganz auf der Reihe. Räumte dauernd die Stube um. Ordnungsfimmel. Positionierung der Sitzgruppe nach dem Goldenen Schnitt. Er legte sich auf den Teppich und starrte rücklings an die Zimmerdecke, deren Tapezierung er erwog. Wenn ja, dann musterfrei und nur in der Tönung seines R 4. Er kroch unter die Betten. Suchte nach Wollmäusen, nach Papierecken. Fand Schnipsel, die vom Milch-Tetraeder abspringen, wenn die Schere Schnapp gemacht hat. Hielt sie mir protestierend und kummervollen Gesichts vor die Nase. Kaputt sind wir beide ein bißchen. Aber Claus zog mich da in etwas hinein. Angesteckt hat er mich.
Uns überfiel der Dosen-Tic. Uns alle beide. Auch ich war nicht mehr okay, mental. Du hast ja keine Haut wie aus Gummi, das dich wasserdicht umschließt. Du bist nicht ganz dicht. Die Eindrücke fallen in dich hinein. Wenn du gar nicht daran denkst, guckt dich plötzlich die Leere an. Die Leere ist gar nicht still, wie viele meinen. Sie schlürft, saugt, brüllt wie ein Industriestaubsauger. Sie trifft dich im Gespräch, wenn es verstummt. Keiner sagt was. Zäh sich dehnende Zeit. Das kannst du nicht ab. Jetzt platzt du heraus. Quasselst irgendwas hinein in diese Lücke. Die dich angähnt, riesiger Krokodilsrachen. Den mußt du schließen. Ihn zustopfen. Mit Kissen, mit der Faust.
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