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Wie ich andere und mich glücklich machte.
von Dieter Raedel >>
Als ich vom ersten Stock des Hauses in das Erdgeschoss der Greifenhagener 15 im Berliner Prenzlberg zog, wollte ich alle Gegenstände, die für mich nicht passend erschienen entsorgen oder verschenken. Wie ein Student wollte ich leben. Nur die Reduzierung des Hausrates und mir überflüssig erscheinender Gegenstände würde mein Ziel verwirklichen, einen Raum als Galerie zu nutzen. Es war beschlossene Sache.
Andere Leute besitzen Zweitwagen und sind nicht immer glücklich, weil Bekannte sie mit neueren Prunkfahrzeugen ausstechen. Bei mir ist das anders. Ich besitze eine Sackkarre und ein altes Damenfahrrad. Mehr brauche ich nicht. Will ich ins Grüne, gibt's die öffentlichen Verkehrsmittel. So transportierte ich eine Kücheneinrichtung, zwei Tische, zwei Korbstühle und viele anderen Sperrgüter per Sackkarre zur Berliner Stadtreinigung. Die Flaniermeile Schönhauser Allee hoch und danach links die Schivelbeiner runter. Die Installationen der zu entsorgenden Gegenstände auf der Karre sahen äußerst merkwüdig aus, Marcel Duchamp und andere Aktionskünstler hätten mich beneidet. Einmal wurde ich von einer Zigeunerin kurz von der Entsorgungsstelle gestoppt. Alles was mit Eisen zu tun hatte, wollte sie unbedingt haben. Ein 80 bässiges Akkordeon hatte ihr es besonders angetan und ein Plattenspieler wechselte ebenso den Besitzer. Acht derartige Fuhren gab es.
Nun sortierte ich Gebrauchsgegenstände aus, die noch zu gebrauchen waren und stellte diese tagelang auf den Sims des Schaufensters. Vasen, Keramik, Mundharmonikas, Blockflöten, Töpfe, Pfannen und eine riesige Zierpflanze. Innerhalb kurzer Zeit war alles verschwunden. Zettel signalisierten den Passanten, dass es sich um Sachen zum |
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