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Waldwuchs
von Cornelia Studer >>
Der Herbstwald sah aus wie ein Tier mit tausend Elefantenbeinen, sein Fell in der Farbe eines chinesischen Glücksdrachens. Der Kräutermann wurde von einer merkwürdigen Vision heimgesucht. Er sah, wie der Wald seinen Platz auf den Elefantenbeinen verliess, querfeldein über die Felder, dabei wurde er immer höher und grösser, weil jeder Stummelhalm der noch stand, auf einmal auch zum Elefantenbein-Baum wurde, der im Gleich-Schritt mit seinen Brüdern ging, so dass der Wald der schliesslich, ein ganzes Dorf mit seinem ganzen Körper bedeckte und die Häuser des Dorfes wurden auch zu Elefantenbeinen, diese stapften gemeinsam weiter, so wie sie das erste Dorf für sich vereinnahmten, eroberten sie die folgenden, schliesslich war auch eine Kleinstatt in strammem Marsch einverleibt, dann mehrere ihres gleichen und schliesslich griff der Wald auch nach einer grossen Metropole, auch diese war im Nu ein Teil des sich ausbreitenden Waldes geworden, weitere Grosstädte folgten. Bald war ein Kontinent von dem Wald bedeckt. Wurzeln schossen unter den Meeren durch, kamen auf den anderen Seiten wieder ans Licht, wurden zusammen mit anderen Bäumen wieder zu Elefantenbeinen, und die marschierten auf einen Gewaltmarsch los. Manchmal kam eine Wurzel an einem Ort zu Tage, an dem es nicht viel mehr als Sandkörner gab, dort schoss die Wurzel schnell zu einem neuen Elefantenbein hoch, und in ihrem Schatten gediehen neue Elefantenbeinbäume und in deren Schatten wieder neue, bis eine Armee von ihnen da war, die los zog um alles in sich aufzunehmen. In der Welt des Kräutermannes war es gerade umgekehrt, Wälder schwanden an ihren Platz kamen Dörfer und Städte, Wälder schwanden und wo sie einst waren breitete sich Wüste aus. Vielleicht würde sich das Blatt wenden.
24. Oktober 2017 |
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