Kurzgeschichten > Alltag |
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zögerlicher Sonnenstrahl oder meinetwegen auch ein Topf voller heisser Spaghetti und der ganze Zauber ist verflogen. Weg, aufgelöst, verschmolzen, farblos in sich zusammen gefallen. Ob ich das mit den Spaghetti mal ausprobieren soll? So als praktisches Chemie-Experiment quasi? Bis das Wasser kocht, dauert es mindestens zehn Minuten, danach rund weitere zehnmal 60 Sekunden bis die Nudeln al dente sind. Bis ich dann winterfest angezogen wäre und den geeigneten Platz gefunden hätte draussen – ja zirka eine Stunde sollte ich so (r)umbringen können. Wo ist denn meine Armbanduhr? Okay, wenn ich es schaffe, mich bis 17:30 Uhr zu beschäftigen, dann sollte ich den heutigen Tag, auch ohne grösseren Schaden davon getragen zu haben, überleben. Das von Seifenopern triefende Fernseh-Vorabendprogramm und der anschliessende Rosamunde-Pilcher-Kitschfilm werden mich bestimmt zeitlich so lange in Anspruch nehmen und emotional auf grausam quälende Art ermüden, dass ich nur noch ins Bett will. Also los: Aufstehen, Fenster schliessen und ab in die Küche… Quatsch, so ein Blödsinn!! Spaghetti kochen, um sie dann über den Schnee zu kippen. Diese Idee hat echten Verzweiflungs-Charakter. Typisch.
Was soll denn schon gross geschehen, wenn ich mich an den Schreibtisch setze und meine Post erledige? Ja, was denn? Wird das graue Fachhochschul-Monster aus dem Umschlag springen und meinem Leben ein Ende setzen? Oder kommt vielleicht der Bankdirektor höchstpersönlich durch die Tür geflogen, um mir die Leviten zu lesen? Kein auch nur halbwegs vernünftig funktionierender Mensch kommt auf solch komische Ideen. Es kann doch eigentlich wirklich absolut nichts passieren. Im Gegenteil: Wenn ich jetzt nicht |
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