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Verkehrtes Leiden
von Mondnacht >>
Hast du dich gefreut mich leiden zu sehen? Sicher. Ich sah es in deinen Augen. Du freust dich doch immer wenn ich leide. Denn dann hast du endlich einmal das Gefühl: Schön, ihr kleines perfektes Leben ist auch endlich mal beschissen. Immer hast du das Gefühl, dass alle anderen alles haben, nur du nicht. Dass nur dein Leben ständig beschissen läuft, dass nur du für alles immer kämpfen musst.
Aber soll ich dir mal etwas verraten, meine Süsse? Mein Leben läuft auch nicht perfekt. Ich musste kämpfen für mein Leben, meine Freunde, meine Familie. Ich musste kämpfen, damit es mir gut gehen konnte. Und zwar seit Jahren.
Und jetzt, jetzt sah es endlich einmal aus, als ob ich ein wunderbares Leben hätte. Ich habe Freunde, ein Zuhause, meinen Liebsten, ich bin zufrieden; und doch war die ganze Zeit ein Beigeschmack in dieser glücklichen Zeit, das ständige krank sein, die Kopfschmerzen, die Streitereien.
Ja, du hast gerade gesehen, wie ein Teil, aber nur ein kleiner Teil, dieser glücklichen Zeit zerbrach. Ich habe geweint, weil ich mir gerade eine unsinnige Diagnose anhören musste, die trotzdem so gut zu mir passte. Zu mir, die irgendwie nie normal war, bei der immer alles anders laufen musste. Depressionen. Ich, mit meinem eigentlichen glücklichen Leben, habe Depressionen. Sie entstanden weder durch zu viel Stress oder weil etwas schiefgelaufen war. Ich bekam sie, weil ich nicht mehr zu kämpfen habe.
Früher musste ich immer kämpfen, für mein familiäres Glück, für meinen Platz in der Klasse, für meine Freunde, für Liebe, Respekt und Anerkennung.
Und jetzt, nachdem mir vieles einfach zugeflogen ist, bekomme ich Angst, dass ich alles schnell wieder verliere. Ich habe das |
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