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Die Wächter dieser Türme haben spezifische Aufgaben und Pflichten zu erfüllen. Tagsüber haben sie den seltenen Gesandten fremder Völker, die bei den Türmen über Nacht haltmachen, als Repräsentanten des Wüstenreiches zu dienen. In diesen Gelegenheiten tragen die Wächter prächtige Gewänder und schwarze, mit einem goldenen Stern versehene Turbane. Obwohl sie persönlich für das Wohlergehen der Gäste besorgt sind und somit als Diener wirken, müssen die Wächter gleichzeitig den Ruhm und die Weisheit ihrer Heimat widerspiegeln. Kultivierte Konversation in den verschiedensten Sprachen und Dialekten, Auskünfte über die Geschichte und die Traditionen ihres Landes, Kenntnisse in den Bereichen Politik, Kultur und Kunst: Diese und viele weitere Fähigkeiten müssen die Turmwächter beherrschen. Nachts hingegen haben sie den Auftrag, von der Dachterrasse des Turmes aus jede auch so kleine Veränderung bei den Gestirnen und Sternbildern zu registrieren. Diese Aufzeichnungen werden dann von den Hofweisen benutzt, um die Geschicke des Kosmos und des Reiches zu erfahren.
Um die Aufzeichnungen zu studieren, werden diese einmal im Jahr durch Sondergesandte des Königs eingesammelt. Diese Gesandten reiten zusammen mit der dazugehörenden Eskorte der Spitze eines eindrücklichen Zuges von Lasttieren voran, die die Turmwächter mit denjenigen Gütern versorgen, die sie sich nicht selber beschaffen können. Diese Besuche dienen außerdem dazu, den Wächtern die letzten Neuigkeiten und Direktiven von der Heimat mitzuteilen. Nicht selten jedoch werden bei diesen periodischen Besuchen verwaiste Türme vorgefunden, deren Wächter entweder dem Alter, den Krankheiten oder den Wüstenräubern zum Opfer gefallen sind ...
20. Juli 2012 |
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