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Schweben
von mina >>
Ich liege zusammengerollt in meinem Schlafsack. Draussen ist es eiskalt. Der Wind pfeift um unser Zelt. Das Licht des Mondes scheint erstaunlich hell durch die grüne Zeltplane. Bereits die dritte Nacht verbringe ich während unseres Pfadfinderlagers im Freien, aber so kalt war es noch nie. Jede meiner noch so kleinen Bewegungen löst ein Schaudern in meinem Körper aus. Darum liege ich möglichst still da, meine Knie an den Bauch gepresst. Die Zeit vergeht endlos langsam.
Nach einigen Minuten beschliesse ich, den warmen Pullover aus dem Rucksack zu holen. Ich robbe zum anderen Ende des Zelts.
Dann sehe ich sie: Eine kleine, weisse Feder schwebt nur etwa einen halben Meter von meinen Augen entfernt in der Luft. Jede Bewegung, die ich mache, lässt sie erneut einige Zentimeter an Höhe gewnnen, ehe ihr geringes Gewicht sie wieder abwärts trägt. Einen Moment lang taumelt sie unkontrolliert, ehe sie sich wieder stabilisiert. Ganz sanft bewegen sich die weissen Härchen an beiden Seiten des Kiels im Wind, jedes für sich und doch alle im Einklang miteinander.
Endlich habe ich meinen Pullover gefunden, löse mich aus der schützenden Schlafsackhülle und streife ihn mir über. Als meine eiskalten Hände meinen Hals berühren, spüre ich, wie sich meine Nackenhaare aufstellen.
Die kleine Feder hat nun den Boden beinahe wieder erreicht. Mit einem leichten Pusten lasse ich sie wieder an Höhe gewinnen. Die Luft im Zelt ist so kalt, dass mein Atem kondensiert. Erneut taumelt die Feder ein wenig.
Woher sie wohl stammt? suchend schaue ich mich um. Am Fussende meines türkisgrünen Schlafsacks schaut eine zweite kleine Feder heraus. Der ganze Schlafsack ist damit gefüllt. Ich beuge mich nach vorne und ziehe die Feder langsam heraus. Sie ist grösser als die andere und bewegt sich weit |
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