Kurzgeschichten > Alltag |
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die ihre Eindeutigkeit darstellten, musste man der Modernen Kunst zu ordnen.
Der Kellner nahm die Bestellung auf, wedelte dabei mit den Händen durch die Luft, so wie man es in Filmen sehen konnte, in denen vermeintlich Homosexuelle dargestellt werden sollten.
Senior Pozotti berichtete seiner Frau ausführlich von seinen letzten Arbeitstagen und von der wichtigen Unterredung mit seinem Chef. Sie war ungewöhnlich still dabei, schien ihm tatsächlich zuzuhören. Der Junior der Familie, der sich trotz moderner Ansichten noch nicht dazu aufraffen konnte, die Bequemlichkeit des Elternhauses zu verlassen und stattdessen die Unbequemlichkeit in Kauf nahm, dass immer sein Vater die Aufenthaltsorte der wenigen Restaurantbesuche bestimmte, starrte auf den Nachbartisch. Er beobachtete wie eine Dame, ebenfalls stark dekolletiert, in seine Richtung lächelte. Paulo ging davon aus, dass nicht er gemeint sein konnte, dem das erotische Strahlen zugedacht war. Er lehnte sich aber dennoch triumphierend zurück, als ob er gerade eine Eroberung gemacht hätte, um die ihn alle Männer beneideten.
Die Getränke wurden mit großen Aufwand an Gestik auf den Tisch gestellt, und der Ober rückte mit abgestelltem, kleinen Finger noch ein wenig die Teller zurecht, um Platz für die Vorspeisenplatte zu schaffen. In diesem Moment trat bereits ein als Kellner verkleidetes, junges Mädchen heran und setzte die entzückend dekorierten Muscheln und Fische in die Mitte. Die dem Essen nie abgeneigte Familie Pozotti griff eifrig zu, so dass für einige wenigen Momente eine Art Stille am Tisch herrschte. Das Geklimper des Klaviers war zu hören, ebenso wie das Geraune und Gekicher der amüsierhungrigen Gäste. Trotz |
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