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Schnell kann man erwachsen werden
von Ute-Maria Graupner >>
Ungewöhnlich, dass Senior Pozotti mit einem ausgeprägtem Hang für zum Konservativem ausgerechnet ein Restaurant ansteuerte, das in der kleinen Stadt im normalerweise sehr provinziellen Süden als eines der In-Lokale bis in die Mitte Italiens galt. Denn auch hier hielten sich bisweilen von Konventionen befreite Künstler auf, oder speisten Touristen aus Rom, wenn sie ein einigermaßen adäquates Ambiente zu ihrer gewohnten, Kunst durchdrungenen Umgebung haben wollten. Es war bekannt, dass ab und zu mal ein Sänger, der als Gast verweilte, zum Mikrofon griff, um einen bekannten Song herunter zu spulen, um auch in der Provinz ein wenig von der gewohnten Aufmerksamkeit zu erhalten. Kurz gesagt für die sonst übliche Mentalität der Calabresi war dieses Lokal zu modern und wurde den Fremden als Vergnügungsplatz überlassen.
Doch der von Senior Pozotti sehr geschätzte Chef hatte seinem Untergebenen und ergebenen Angestellten dringend geraten bei seinem Aufenthalt an der Straße von Messina ein Abendessen in jenem bekannten Lokal zu genießen. Mit den Augen zwinkernd meinte er: "Sie können mir ja dann erzählen, wie es Ihnen gefallen hat." Natürlich hatte der Chef von Herr Pozotti an die leicht bekleideten Damen gedacht, die sich zu später Stunde von dem Barkeeper ungewöhnliche Drinks mischen und sich gerne von gepflegten, reifen Herren dazu einladen ließen und weniger an die Speisen selbst.
Senior Pozotti, als guter Familienvater und verantwortungsbewusster Angestellter führte nun seine Frau, seinen eigentlich schon überreifen Sohn und seine erwachsen aussehende Tochter in dieses legendäre Gartenlokal.
"Das ist aber sehr geschmackvoll, obwohl es so modern |
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