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Kurzgeschichten > Alltag

Schlangen und ihre Essgewohnheiten

von Mario Petitto >>

Gäbe es keine Tagesschau und keine Bilder aus dem Schwarzen Kontinent, könnte man meinen, dass der Hunger auf dieser Welt ausgemerzt worden ist. Dies, weil die Ernährung von der postindustriellen Gesellschaft nicht mehr als Grundbedürfnis, sondern als Kunstform angesehen wird. Mehr noch. Heute ist keine Zutat zu sonderbar, keine Portion zu klein, kein Ritual zu ausgefallen und kein Preis zu übertrieben, einen kulinarischen Trend zu markieren.
Diesen Umstand haben auch die zukunftsorientierten Schlangen begriffen. Obwohl sie eher bereit sind, einen Monatslohn für eine abstrakte Bildkomposition zu zahlen, anstatt für eine, die lediglich aus sechs Erbsen und einem Spargel besteht, zucken sie kaum mit der Wimper (die sie ohnehin nicht haben), wenn es darum geht, dank ihren raffinierten Essgewohnheiten ihre Position als Crème de la Crème an der Spitze der Gesellschaft zu festigen.
So haben sie sich schnell daran gewöhnt, in Mitteleuropa Sushi zu bestellen, in Asien Knödel einzunehmen und in Südamerika Rösti zu verzehren: Hauptsache, es ist exklusiv und teuer.
Für Schlangen ist die Nahrungsvielfalt sowieso kein Problem, da sie bekanntlich alles verschlingen – bei Aal haben sie jedoch Gewissenskonflikte. Schwierigkeiten gibt es eher mit der Menge. So verzehren sie am liebsten große Portionen, die sie dann in aller Ruhe verdauen können. Kinderteller sind ihnen ein Graus – außer, wenn die Kinder frisch sind.
Somit sind geschäftliche Verhandlungen mit Schlangen immer etwas problematisch. Aufgrund ihres ständigen Appetits könnten diese leicht ihren Verhandlungspartner oder gar ein gesamtes Verwaltungsgremium auffressen. Dass die Reptilien auch Kleinunternehmen verschlungen
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