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Kurzgeschichten > Alltag
sie sich stündlich vergewissern, dass weder die Zeit noch die Umwelteinflüsse Spuren auf ihrem Antlitz hinterlassen haben.
Die Eitelkeit beeinflusst natürlich auch die Körperhaltung erfolgreicher Schlangen. Nur selten sieht man sie in der Öffentlichkeit am Boden herumkriechen. Entweder zeigen sie sich aus einer schwer gepanzerten Luxuslimousine freundlich winkend oder sie stehen aufrecht und mit ernstem Blick hinter einem Rednerpult. Und in den Zeitungen wird nur ihr oberster Drittel abgelichtet, weil ihre Fotos sonst mit den Beiträgen der Gastkolumnisten verwechselt werden.
Schließlich findet die Eitelkeit auch im Outfit der Schlangen ihren Niederschlag. Ob nun Abendrobe, modisches Accessoire oder trendiger Einrichtungsgegenstand: Sie nennen nur Luxusobjekte ihr Eigen, die ausschließlich in London, Paris oder New York erwerbbar sind und auf denen höchstens eine dreistellige Seriennummer eingraviert ist – bei Banknoten machen sie jedoch eine Ausnahme.

Wie wir gesehen haben, ähneln erfolgreiche Schlangen sehr ihren menschlichen Pendants. Reichtum, Bildung oder Klassenzugehörigkeit wecken sowohl in den Warm- als auch in den Kaltblütern elitäre Allüren. Anscheinend sind sich aber nur Schlangen bewusst, dass, wenn die Unterstützung der breiten Masse schwindet und sie ganz alleine auf sich selbst gestellt sind, sie nicht in der Lage sind, auf ihren eigenen Füßen zu stehen, und dass sie dann nur eine schmerzhafte Bauchlandung erwartet.


4. Januar 2010
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