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aber aufgrund seines Asylentscheides im Kanton Zürich wohnen muss? Während ich so über die Fahnen-Frage sinniere, kriecht der Bummelzug - der eigentlich S-Bahn heisst, aber da hört die Effizienz an der städtischen Peripherie wohl auf - bereits in die Katakomben des Flughafen-Bahnhofs von Zürich. Merkwürdig, dass kurz vor und nach den Perrons so eine Art Lichthof ins Tunnelsystem eingebaut ist. Soll das eine Streckenmarkierung sein, oder ein Antidepressiva für Lokführer, damit sie nicht so lange im Dunkeln sitzen? Vielleicht auch nur irgendein architektonischer Murks, um den persönlichen Bedürfnissen eines Reissbrett-Zeichners zu entsprechen, oder um ein überhöhtes Budget auszuschöpfen. Irgendwann wird das niemand mehr so genau wissen, weil alle am Bau beteiligten bereits verstorben sind und die Baupläne bei einem Grossbrand im Gemeindearchiv verbrannt wurden. Bei diesem Gedanken entdecke ich im unterirdischen Flughafen-Bahnhof ein beinahe verschwunden geglaubtes Relikt aus alten Bahn-Zeiten: ein älterer Herr, der aussieht wie ein pensionierter Bähnler, streckt im gegenüberliegenden Zug den Kopf aus dem Fenster und schaut interessiert und mit begeisterter Miene in alle Richtungen. Das macht der bestimmt an jedem Bahnhof, an dem der Zug hält (wieso jetzt gerade in diesem muffigen Loch unten?) und erzählt seiner Frau dann irgendwas Wichtiges darüber. Sieht man wirklich nicht mehr alle Tage, diesen Typ von Zugfahrer, weil sich in den meisten Zügen die Fenster ja nicht mehr öffnen lassen. Irgendwie verständlich, dass er den langsameren Bummler dem direkten Intercity vorzieht (sofern er denn die Wahl hatte). An einem Flughafen herrscht ja meist eine interessante, glamouröse |
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