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eine kaputte Lippe und ein blaues Auge.
Weißt du, was das Seltsame ist? Ich würde es immer wieder tun.
Es sind die Schwachen, denen wir helfen müssen, auch wenn wir Opfer bringen müssen.”
Ich saß schweigend neben ihm und in meinem Kopf schwirrten die Gedanken wie ein Bienenschwarm umher.
Er hatte Recht. Unsere Gesellschaft war dabei zu verrohen. Es galt nur noch das Gesetz des Stärkeren und das Wichtigste war die Macht des Geldes. So schien es jedenfalls.
Schien es nur so? Nein, wir waren schon auf dem besten Wege, die Augen zu verschließen vor dem Elend auf der Welt. Jeder war nur noch mit sich selber beschäftigt und wer dem Schwachen zu Hilfe kam, wurde unbarmherzig ausgestoßen. So wie Michael, der einfach nur helfen wollte und seinen Traum hatte - den Traum von Gerechtigkeit und gleichem Recht für alle.
Ich drehte mich zu ihm herum. Ich wollte ihm irgendetwas erzählen, etwas Hilfreiches, Nettes - irgendwas.
Doch er war nicht mehr da. Lautlos war er gegangen und ich blieb allein zurück mit meinem Kopf voller schwerer Gedanken. Doch ich weiß, ich werde noch sehr oft an ihn denken und ich hoffe, er wird den Weg zurück ins Leben finden - in das Leben, welches er sich erträumt und das er verdient hat.
( Michael ist ein ausgekoppeltes Kapitel meines Buches "Benjamin Niesky". )
Weitere Infos auf meiner Homepage: www.tom-mikow.de
22. Januar 2008 |
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