Kurzgeschichten > Alltag |
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lang und dann sagte er:
,,Sieh dir die Leute auf der Straße an! Alle sehen her, aber nur, um gleich angewidert das Gesicht zu verziehen. Ich kann ihre Gedanken in den Augen lesen. Das ist ein Penner, irgendein Assi, der keine Lust zum Arbeiten hat, bestimmt auch noch besoffen.
Sieh nur genau hin! Das ist unsere Gesellschaft.”
Ich sah mich um. Er hatte Recht. Die Leute sahen nicht nur ihn abwertend an, sondern nun auch mich. Seltsamerweise war mir das völlig egal.
Trotzdem fühlte ich mich unbehaglich, aber das lag nicht an Michael.
,,Darf ich dich zu einem Frühstück einladen?”
,,Ich brauche kein Mitleid!”, sagte er trotzig.
,,Davon bin ich weit entfernt”, erwiderte ich ebenso trotzig.
Dieser Mensch schaffte es, meine Neugier zu wecken und gleichzeitig ärgerte ich mich über ihn.
Wieder sah er mich von der Seite an.
,,Was ist nun mit dem Frühstück?”
,,Wir werden keines bekommen.”
,,Warum nicht?”
,,Man wird uns nirgendwo hineinlassen.”
Ein spöttisches Lächeln flog auf sein zerkratztes Gesicht.
,,Das wollen wir ja erst einmal sehen”, sagte ich, zog ihn an seinem Ärmel hinter mir her und steuerte das erstbeste Restaurant am Platze an.
Wir kamen nicht einmal bis zur Tür. Ein Kellner fing uns schon am Eingang ab und komplimentierte uns hinaus, bevor wir drin waren.
Ich war entsetzt und irgendwie war es mir entsetzlich peinlich, vor Michael.
Aber der lächelte nur und sagte:
,,Was hast du erwartet in einer Gesellschaft, in der nur noch Geld und Macht etwas zählen.?
Die Menschen kümmern sich nur noch um sich selber und das Elend der Anderen interessiert sie nicht, nicht einmal das ihrer Kinder. Sie erzählen, die Kinder wären ihre Zukunft, aber sie treten ihre |
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