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Altersvorsorgesystem ist, in Abhängigkeit mit der jeweiligen Finanzkraft, nur ein toter Rentner ein guter Rentner. Sterben müssen wir alle; warum also in Tote investieren?
Die Kenntnis des genauen Todestages hat außerdem weitere Vorteile. Die Todesanzeigen können vorgedruckt, der Nachruf ohne Zeitnot geschrieben und beim Bestattungsinstitut der mahagonifarbene Leichenwagen mit Lederinterieur und Klimaanlage reserviert werden. Außerdem können dadurch diejenigen Verwandten, welche in Übersee leben, früh genug benachrichtigt werden, damit sie ebenfalls an der Beerdigung anwesend sein können.
Und dann die Sache mit dem Grab. Es ist wie in Rimini: Bucht man nicht rechtzeitig, bleibt man am Schluss ohne Liegeplatz. Natürlich gibt es auch Last-Minute-Gräber. Meistens sind es aber Secondhand-Gruben oder Grabstätten direkt am Mittelgang.
Ein weiterer Aspekt ist die vorgängige Beschriftung der Grabsteine. Da die Steinmetze die schlechte Angewohnheit haben, die Steine erst nach dem erfolgten Dahinscheiden zu beschriften, kommen sie zwangsläufig in Bedrängnis, wenn, zum Beispiel, die Bevölkerung von einer tödlichen Epidemie heimgesucht wird. Aufgrund der Seuchengefahr führen sie dann ihre Arbeit schnell und schlampig durch. Außerdem können sich dabei Schreibfehler einschleichen, welche, in Stein gemeißelt, auch nach Jahrhunderten Anlass zu Spott bieten.
Und um seine Selbstsicherheit, was seinen Todestag betrifft, zu unterstreichen, teilte mir mein Nachbar am Schluss noch mit, dass er sowohl seine Wohnung als auch sein Zeitungsabonnement auf diesen Termin hin gekündigt habe. Den Sarg habe er bestellt, das Testament redigiert und seine |
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