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Fussballweltmeisterschaft überschattet werden könnte.
Des Weiteren ist seiner Ansicht nach ein Begräbnis im Herbst, mit herabfallendem Laub, dramaturgisch eindrucksvoll und mit der Vergänglichkeit des Lebens gut kompatibel. Um möglichst viele Verwandte an seiner Beerdigung zu haben, wäre außerdem Oktober der ideale Monat: nicht so nah am Urlaubsmonat August und nicht so unmittelbar vor Dezember, welcher mit Abschlussfeiern, Weihnachtseinkäufen und Urlaubstagen bereits überbucht ist.
Selbst der Wochentag hat seine Wichtigkeit. Wenn man an einem Donnerstag das Zeitliche segnet, kann die Beerdigung bereits am darauffolgenden Sonntag stattfinden. So erspart man den Verwandten, beim Arbeitsgeber einen freien Nachmittag anzufordern. Und damit die Beerdigung meteorologisch nicht ins Wasser fällt, soll bei der Planung des eigenen Todestages der seit Jahrhunderten bewährte Bauernkalender, mit den darin eingetragenen Wetterprognosen, beigezogen werden.
Wie kann man aber den eigenen Todestag lenken? Monatlich führt mein Nachbar bei seinem Hausarzt eine medizinische Volluntersuchung durch, um seinen Ist-Zustand mit seinen errechneten Soll-Werten vergleichen zu können. Ist sein gesundheitlicher Zustand schlechter als vorgesehen, nimmt er vermehrt Vitamine auf. Da er aber eher zu gesund ist, hat er im Rentenalter zu rauchen begonnen. Er hätte genauso gut mit dem Trinken anfangen können – mein Nachbar will aber nicht mit einer Alkoholfahne begraben werden.
Auf meine Frage hin, ob es überhaupt ethisch sei, den eigenen Todestag zu kennen – oder gar herbeizuführen –, antwortete er, dass dies in erster Linie sozialökonomisch anstrebbar sei. Mit Sicht auf das kollabierende |
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