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Mein Nachbar und der Tod
von Mario Petitto >>
Regelmäßig sitze ich mit meinem Nachbarn für einen Schwatz zusammen. Dieser ist pensionierter Versicherungsstatistiker und passionierter Hobbymathematiker. Mit ihm diskutiere ich gerne stundenlang über Gott und die Welt, wobei ich aber oft seine Ansichten nicht teilen kann. So offenbarte er mir eines Tages, dass er sein Todesdatum kenne.
Nicht, dass mein Nachbar ein verbitterter Pessimist ist. Er ist lediglich ein Pragmatiker, der blindes Vertrauen in seine durch ihn bearbeiteten Daten hat und konsequent nach diesen lebt – oder eben stirbt.
Zuerst dachte ich, dass er nur scherzte. Mit ernster Miene erklärte er mir aber, dass er seine Lebenserwartung aufgrund seines Gesundheitszustand, der Krankengeschichte seiner Familie und der aktuellsten statistischen Auswertungen ganz genau errechnet habe. Er bot sich sogar an, meine Lebenserwartung zu ermitteln, wenn ich ihm einige gesundheitliche Angaben liefern würde. Stolz fügte er hinzu, dass die so berechnete Restlebenszeit nur eine Abweichung von 5 Prozent aufweise, was zum Beispiel bei noch bevorstehenden 40 Lebensjahren eine Abweichung von nur plus/minus einem Jahr ausmache!
Ich entgegnete, dass unsere Lebenserwartung maßgeblich durch unsere Ernährung, unsere körperliche Verfassung und unseren Lebenswandel beeinflusst werde. Darin war er mit mir einig. Mehr noch. Er erklärte mir, dass er zurzeit ebendiese Kenntnis anwende, um sein Ableben auf einen geeigneten Termin hin zu dirigieren.
Gibt es überhaupt einen richtigen Moment zum Sterben? Für meinen Nachbarn, welcher trotz seiner analytischen Weltanschauung erstaunlich eitel ist, schon. So soll sein Tod nicht an einem Jahr mit gerader Endziffer stattfinden, da dieser in diesem Fall von den Olympischen Spielen oder der |
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