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Kurzgeschichten > Alltag

Krissel-Tag

von Funkenflug >>

[- EINE FRAU SPRICHT -]

Wie durch eine Scheibe, die von Wasser kreuz-quer überfroren ist: so schaue ich, Frau, 39, in den Tag. Die Stunden: Fließen sie mir entgegen? Ströme ich in sie hinein? Zeit: Ist das eine uferlose Masse, in der ich pendle wie ein Stück Holz, das ab und zu angestoßen wird, ohne Zweck und Ziel im Spiel der Strömung im Stadtgraben hinter dem Mühlenwehr? Wo nichts mehr kommt, nur noch unbestellte Felder. Was bewegt mich? Die tickende Uhr kommt mir so unpräzis vor.

Wer sagt mir zuverlässig, was mir die Stunde schlägt? Und wann? Meine Gedanken ziehen Fäden in die Luft. Klebrig sind sie, die Ideen und die ineinander verfilzten Wünsche. In mir ist Wolle. Ungekämmte und ungewaschene Wolle. Nach Schafsfett rieche ich innen. Ein dummes oder ein schwarzes Schaf? Schafsmutter oder Widdergeliebte? Nichts anderes fällt mir ein, als das schlaue Buch aus dem Regal zu nehmen:

Kristallit: einzelnes Kristallkorn, das durch seine Umgebung am Wachsen gehindert wird. Krissel, auch "Schlieren": ein ins System nicht einfügbares Strukturgebilde. Fäden im Gespinst, die ein fremdes Prinzip haben. Einguß einer Substanz ins Glas, die sich mit der vorhandenenen Flüssigkeit nicht verträgt. Das, was gestalthaft "verquer" ist. Was eine Glasscheibe überzieht und mir, Frau, den Durchblick nimmt. Erstarrte Flimmerhärchen. Störgeflecht voller Disharmonie. Juckende Deckschicht. Einlagerung in die Haut: daß ich mich kratze.

Ich schlage "exciting" nach: causing great interest. Ja, das wär' das Richtige, "causing eagerness", und noch besser das Verb 'to excite': to bring into play; to rouse up feelings".

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