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Kontrolle
von Christine Seebacher >>
Kontrolle
Die Zugpassagiere standen dicht gedrängt. Neben sie hatte sich ein rundlicher Mann, mit Hornbrille, gestellt. Er las die Tageszeitung. Hinter ihr, fast Gesäss an Gesäss, stand ein Junge, sein Gesicht mit Pickeln übersät. Wenn der Zug sich neigte, berührten sie sich. Das war ihr sehr unangenehm. Aber noch unangenehmer war ihr der Gedanke, eine vorbeikommende Kontrolle könnte sie erwischen. Sie hatte am Abend zuvor nicht widerstehen können, obwohl sie ja wusste, dass am Montag die Arbeit rief, und sie somit den Zug nehmen musste. Immer wieder schaute sie in Richtung des vor ihr liegenden Abteils. Sie hatte sich extra nicht gesetzt, um ja nicht aufzufallen. Endlich erreichten sie ihre Haltestelle. Diesmal war sie noch davongekommen!
Am nächsten Tag setzte sie sich mit gutem Gefühl auf einen Fensterplatz. Die Rothaarige neben ihr kaute emsig an einem Kaugummi, das schien ihr mehr als verdächtig. Auch fiel ihr auf, dass der nervöse Typ, der der Rothaarigen gegenübersass, immer wieder in deren Richtung schnüffelte. Sie tat es ihm gleich und wahrhaftig, der Geruch war unverkennbar. Plötzlich durchlief ein Zittern die Rothaarige. Mit allen Mitteln versuchte sie ihren Hustenanfall zurückzuhalten, was ihr aber letztendlich nicht gelang. Sie würgte und prustete, ihr Kopf verfärbte sich purpurrot und unter den gegebenen Umständen schaffte sie es nicht einmal, die Hand vor den Mund zu halten. Ihr Atem breitete sich durch das gesamte Abteil aus und dies nicht zu wenig! Der Nervöse tippte etwas in sein Handy. Keine drei Minuten später erschienen zwei Kontrolleure. Arme Frau, ihr tat sie wirklich leid.
An diesem Abend verzichtete sie auf Zwiebeln und Knoblauch. Die gesamte, mit viel Liebe zubereitete Mahlzeit, erschien ihr fade und reizlos! |
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