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Klares Wasser
von Romain >>
Gelangweilt streifte ich durch Wiedikon. Entlang der Üetlibergstrasse, vorbei an der Post, die genau drei Stunden am Tag geöffnet hat und das zu einer Zeit, während der ich entweder schlafe oder arbeite. Die einzige Schalterstelle in meiner Umgebung die zu Fuss erreichbar ist, zumindest für unsere verwöhnten Zürcher Verhältnisse. Ein bisschen nervt es mich, jedes Mal daran denken zu müssen, wenn ich an ihr vorbei laufe, wie ich einst eine Postmarke brauchte und mich diese lausige Post durch die halbe Stadt scheuchte. Denn erstens wusste ich noch nicht, wo sich die nächste Filiale befindet und zweitens ist keine ÖV in der Nähe, die mich zu einer hätte befördern können, die ich mit Sicherheit kannte. Mir war es noch egal, dass sie über die Mittags- und Siestastunden zu hatte. Erst als ich merken musste, dass die Post auch noch die Briefmarkenautomaten abmontierte, die so zahlreich vorhanden waren, als ich das letzte Mal, viele Jahre zuvor, davon Gebrauch machte, nämlich als Kind damit spielte, weil so umständlich zu bedienen und darum die Frage unglaublich belustigend, ob diese Maschinen überhaupt ernsthaft gebraucht würden. Als ich ihn wirklich brauchte und ihn abmontiert nicht mehr auffand, beantwortete ich mir meine damals gestellte Frage von alleine und mir war nicht mehr zum Lachen. Seitdem weiss ich, dass die nächsten geöffneten Postschalter über eine dreiviertel Stunde zu Fuss entfernt sind und sich der Marsch zum Tram lohnt, um zur mir bekannten brieflichen Hauptversorgungsstelle zu fahren.
Das Problem des gelangweilten Herumspazierens ist jedoch, dass sich jeder noch so kleine Halbgedanke im aktuellen Bewusstsein absetzt und sich mit ungebrauchter Hirnenergie |
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