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Kurzgeschichten > Alltag

jetzt geht er zu meiner Schwester...

von yellow >>

Sie schlug die Augen auf. Es war dunkel. Trotzdem konnte sie seinen Umriss sehen. Er sass neben ihr auf dem Bett. Still, angespannt. Er war gut gebaut für seine zwölf Jahre. Sein Haar war blond und vom Kissen zerzaust. Er war grösser als sie. Sie war älter. Dreizehn Tage. Sie war stolz darauf. Er verdrängte es. Sie erwachte aus ihren Gedanken, wollte etwas sagen, doch er drehte sich ruckartig um und hielt seine Hand vor ihren Mund. Ihr Herz klopfte. Seine Hand war warm, die Haut rau. Er drehte ihr wieder den Rücken zu und richtete seinen Blick auf die Tür. Er lauschte. Als sie das bemerkte lauschte auch sie. Ein Knall. Sie zuckte zusammen, er nicht. Reglos sass er da. Starr vor Angst. Angst und Wut. Angst davor was geschehen würde. Wut weil er zu klein war. Er konnte nichts tun. Er war machtlos. Doch er zeigte es nicht. Er hatte es schon so oft erlebt. Sie hatte keine Ahnung. Er schon. Er wusste dass es nicht lange dauern würde bis sein Vater die Treppe hinaufkam. Wieder ein Knall. Und wieder zuckte sie zusammen. Pfannen flogen gegen die Wand, auf den Boden, an die Möbel. Ihr stockte der Atem. Er stand auf. Geräuschlos. Seine Muskeln waren angespannt. Er öffnete die Schublade seiner Kommode und entnahm ihr etwas Schwarzes. Sie konnte in der Dunkelheit nicht erkennen was es war. Er öffnete es. Füllte etwas hinein. Ein Luftgewehr. Sie konnte sich nicht zurückhalten. "Was tust du? Leg das wieder zurück!" Er hörte sie nicht. Wollte sie nicht hören. Das Knallen hatte aufgehört. Für eine Minute, für zwei, für fünf. Sie beruhigte sich. Ihr Puls ging zurück, normalisierte sich. Doch sie wagte es nicht sich zu bewegen. Lauschte weiter, voller Hoffnung es wäre vorbei. Nichts war mehr zu hören. Er bewegte sich nicht, blieb sitzen. Da schlug etwas gegen die Tür.
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