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Innerstes
von S. S. >>
Sie sagte: "Du gehst jetzt an einer felsigen Wand entlang. Auf der einen Seite der klaffende Abgrund, auf der anderen die Wand. Du hältst dich an ihr fest, um nicht in die Tiefen dieser unerkennbaren Schlucht zu fallen. Du gehst weiter. Deine Beine zittern, denn es ist kalt und neblig. Das Gefühl zu spüren, verlierst du immer mehr. Du bist gefühllos und kalt. In deinem Kopf befinden sich keine Gedanken. Dein Herz ist aus Stein, deine Seele hat sich schlafen gelegt. Wir sind nämlich auf der Suche nach ihr. Bald werden wir sie sehen.
Langsam kommst du auf eine Strasse. Ein breiterer Weg. Es ist nun nicht mehr von Nöten dich an die Felswand zu klammern. Du lässt los. Du fühlst dich sicher. Jetzt steht ein Tor vor dir. Es ist aus Stein, riesengross und wunderschön. Aus dem Tor schimmert Licht. Ein herrliches Licht, warm und sanft. Es lädt dich ein hindurch zu gehen. Langsam schreitest du darauf zu. Jetzt bleibst du stehen. Wenn du durch dieses Tor gehst, dann steht ein wunderschöner Baum vor dir, in voller Blüte. Gehe zu dem Baum hin. Berühre ihn. Er ist gross und mächtig. Nun geh hindurch… Was siehst du?"
Lena sagte: "Ich stehe da. Ich sehe den Baum. Direkt vor mir. Aber an ihm ist nichts wunderbares, er ist nicht herrlich und schon gar nicht wunderschön. Blüten? Da gibt es keine. Nicht mal Blätter trägt er. Er ist... Tot ist er."
22. September 2008 |
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