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Ich lese...
von broken poetry >>
Ich sitze im Zug und lese ein Buch. Es ist spannend und die Worte zaubern mir Bilder in meinen Gedanken. Ich bin in einer anderen Welt, denke Sätze einer fremden Person. Ich lebe ihr Leben. Der Zug hält, Leute steigen ein. Ich blicke nicht hoch, will die andere Welt nicht verlassen. Ein Mann setzt sich gegenüber von mir hin. Ich sehe nicht hoch. Dann verliere ich den Zusammenhang, meine eigenen Gedanken kreisen in meinem Kopf. Ich halte inne, dann lese ich nochmals den letzten Abschnitt. Aber er lässt mich nicht los. Ein schneller Blick und ich sehe direkt in sein schönes Gesicht. Er gähnt. Ich schaue wieder auf mein Buch hinab. Wo war ich? Ich finde mich im Text nicht mehr zurecht. Ich fühle einen Blick, der mir gelten könnte. Habe aber Angst, dass es nur eine Einbildung ist. Unruhig fahre ich mit meinen Fingern an der Kante der Buchseite entlang und ich sehe hoch. Seine Augen sind auf mich gerichtet, wenden sich aber sofort von mir ab. Ich halte noch eine Weile meinen Blick auf ihn gerichtet, aber er reagiert nicht, blickt aus dem Fenster. Ein wenig enttäuscht versuche ich mich wieder in die Geschichte einzufinden. Ich lese. Kaum habe ich den Eintritt gefunden, fühle ich mich wieder beobachtet. Ich schalte diesen Gedanken aus und konzentriere mich auf die Gefühle des Protagonisten, spüre dessen Schmerz in mir. Ich blättere um und sehe unvermittelt hoch. Wieder blicken mich diese Augen an. Ich lächle, wobei ich meinen Kopf aber sofort wieder senke. Seine Reaktion kann ich nicht mehr erkennen. Ich lese weiter und bin bald darauf weg. Stehe auf einem Hügel und blicke in die Ferne. Ich vermisse jemanden. Der Mann mir gegenüber räuspert sich, holt mich zurück in die Realität. Ich sehe hoch und wieder begrüssen mich diese schönen Augen. |
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