Kurzgeschichten > Alltag |
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Die Tochter hat das Abitur gemacht, wundert mich, wie sie das geschafft hat und habe meine Frau noch gefragt, weil ich schon gemerkt habe, dass so eine komische Stimmung herrschte in unserer Familie. Tochter und Mutter haben sich oft komisch benommen, ich weiß auch nicht, Blicke verstohlen zugeworfen oder gegen die Decke geschielt, wenn ich mal was gesagt habe.
Ich habe meine Frau gefragt: „Ist alles in Ordnung?“
„Ja, Hase! Was soll nicht in Ordnung sein?“
„Bist Du mit mir zufrieden, ich meine im Bett!“
„Oh ja, Hase, sehr sogar!“
Gut, habe ich gedacht. So weit, so gut.
„Und alles klar, in einer Woche geht’s in die Türkei in den Urlaub?!“
„Oja, natürlich. Ich freue mich schon darauf! Unser erster gemeinsamer Urlaub, nach Jahren wieder. Wird schön!“
Dabei hat sie vergnügt in die Hände geklatscht und sich wieder ihrem Fernsehbildschirm, Kaliber Kinoleinwand-Größe und Marke Hollywood zugewendet und geglotzt und geglotzt, bis sie eingeschlafen ist.
Ich hab’s ja nicht so sehr mit diesem Flimmerkasten. Ich lese ja ab und mal ein Buch, meist Krimi, aber immerhin.
Wie auch immer, das habe ich schon verstanden, dass sie müde war nach der Maloche, sie hat ja auch einen extrem schweren Beruf. Pflegen Sie einmal behinderte, ältere Menschen. Das ist Knochenarbeit, kann ich Ihnen flüstern.
Wir haben ja nicht viel Geld gehabt, aber ich war immer zur Stelle, wenn irgendetwas nicht mit ihrem kleinen Volvo in Ordnung war. Da bin ich gesprungen, das hätte Sie mal verfolgen sollen. Das war eine Schau! Ich habe auch gemerkt, dass die Nachbarn dann immer große Augen gekriegt haben, sich buchstäblich die Hälse verrenkt haben über ihre Gartenzäune und die Köpfe zusammengesteckt |
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