Kurzgeschichten > Alltag |
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um gegen seine erkenntnis der autowaschstrasse anzugehen, erstellte er in seinem filofax listen mit gut und böse, links und rechts, heiss und kalt und so weiter. über bunte farben hinwegzukommen war zumindest ein versuch. wie das schreiben. das einzige drehmoment seiner beleidigten minuten. aber ohne erfolg. an den buchstaben hangelte er sich voran und kam doch kein stückchen vorwärts. die wörter halfen ihm zwar zu überleben, aber sie begannen ihre eigene ihm unbekannte melodie zu spielen. er verstand nichts mehr. eines morgens erreichte ihn dann die blockade. klassischer writer’s block. mister super-horror-king wurde immerhin regelmässig damit fertig.
aber er der möchtegernschreiber starrte auf die möchtegernblume im bad. eine künstliche gladiole. auf ewig green. immergrün. unecht. der totalverlust der wörter führte einige tage später - wieder an einem morgen - dazu, dass er sich bewusst von ihnen löste. in aller stille begann er andere zu erfinden. ihren rhythmus zu singen, zu schreien, zu flüstern, zu klatschen. die sprache nicht mehr als bibel anzuerkennen. sollen die in der galerie mit ihren bildern doch machen was sie wollen. hier ging es um die schönheit von buchstaben und silben. wie sie einander scharmützeln. keine kommas, keine apostrophs und schon gar keine esszetts. nur noch punkte liess er als satzzeichen gelten. ab und zu ein h bei schöhn oder bei kohmisch. die anarchie der selbstrechtschreibung. selbst wenn er sich zu grunde dichtete.
gegen mittag desselben tages war er sich sicher, dass er eine möglichkeit gefunden hatte, sein aus dem lot geratenes leben zu papier zu bringen. die wörter auf der zunge balancierend, schmeckte er sie ab, zermalmte, gierte und schluckte sie hinunter. würgen als wahrheit. verdauung als befreiung.
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