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Kurzgeschichten > Alltag

Er war der Größte

von joLepies >>

Er war ein Verlierer rund um die Uhr. Die größte Niete seiner Zeit. Frauen gingen ihm aus dem Weg und Männer waren froh, nicht er zu sein.

Nicht viele Menschen kannten diesen Mann. Doch diejenigen, die schon vor ihm ausgespuckt hatten, würden ihn wohl bald auch mit Ohrfeigen und Fußtritten traktieren.

Sein Name war Gerd, und Rosi ahnte, dass ihr mit diesem Mann – nicht groß, nicht klein, nicht schlank, nicht dick, dafür aber mit einem leeren Gesicht - der ideale Partner begegnet war. Und heute, wenn sie ihn auf der Müllhalde träfe, sähe sie ihn sich genauer an.

Rosi selbst, von Frauen verachtet, von Männern ausgebeutet, vom Dasein gequält, begegnete in Gerd einem Menschen, der es offensichtlich verstand, jeden Tag in Schmutz und Dreck, mit wenig Essen, doch ausreichend Rotwein, zu überleben. Und wenn sie sich an ihn hänge, besäße sie einen Beschützer und vielleicht auch ein viel längeres Leben.

An diesem hellen Sommerabend war Rosi die erste an dem vereinbarten Treffpunkt Müllhalde. Ihr machte es nichts aus, warten zu müssen. So konnte sie wenigstens die Hände an ihrer abgetragenen Kleidung säubern. Auch das verschwitzte graue Haar musste etwas in Form gebracht werden. Und da Rosi bisher nichts zu lachen hatte und auch heute dafür keinen Grund erkennen konnte, würde ihr Partner ihre Zahnlücken nicht bemerken, aber auch nicht die gelbgraue Farbe der ihr noch verbliebenen Beißer.

Gerd war plötzlich da und Rosi wertete das gerade noch als pünktlich. Und er schien sogar etwas mitgebracht zu haben. Aus der alten Plastiktüte kramte er ein halbes altes Brot hervor.
„Ist luftgetrocknet“, kommentierte er seine Gabe, „und deshalb noch nicht verschimmelt. Doch
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