writtenby.ch - Freies Texte Portal

Startseite

Texte
Kurzgeschichten
Lyrik
Romane
Experimentelles

Suchen
Texte
Autoren

Autorenbereich
Publizieren
Registrieren
Regeln

Writtenby
Datenschutz
Gönner werden
Impressum & Kontakt
 
Kurzgeschichten > Alltag

Die verlorene Heimat

von joLepies >>

Jahrzehnte waren verflogen. Wolf hatte es beruflich bis zum Vorstandssprecher einer großen Bank gebracht. Während dieser Zeit war ihm für Privates kaum Zeit geblieben. Jetzt, wo Wolf Ruheständler war, entschloss er sich, seine Heimatstadt in Mitteldeutschland noch einmal zu besuchen. Wollte die Stätten seiner Kindheit und frühen Jugend wiederfinden. Mit leeren Händen war er damals gegangen. Als Porschefahrer kehrte er nun zurück. Allerdings ohne Familie. Die war ihm während des jahrzehntelangen Stresses als nationaler und internationaler Banker abhanden gekommen.
Den großen Bahndamm mit den Gleisen gab es immer noch.
„Auf uns fahren keine Züge mehr“, meinten die Schienen Wolf sagen zu müssen, „deshalb frisst uns der Rost, der Krebs des Stahles.“ Doch auch die morschen Holzschwellen in ihrem Schotterbett klagten Wolf ihr Leid.
„Auf uns wächst jetzt Unkraut. Aber wenigstens ist es grün. Ziegen und Schafe halten es kurz.“
Dann plötzlich stand Wolf vor der alten Tanne. Sein Baum. Ihre Nadeln waren gelb. Die Zweige bröselig. Als sie jedoch noch im vollen Saft stand, war Wolf ihr Eichhörnchen. Blitzschnell kletterte er hinauf und wieder herunter. Dabei ahmte er den Ruf des Tierchen nach: „Tschuk, Tschuk, Tschuk“.
Doch auch der kleine Wildbach war noch in der Zeit. Hier rastete Wolf erst einmal. Die Wellen trugen immer noch weiße Schaumkronen, schliffen Steine glatt und gestalteten das Bett des Flüßchens nach Vorgabe ihrer Natur. War es Traum oder Wirklicheit, was Wolf nun hörte?
„Da bist du ja wieder“, toste das Wildwasser, „haben dich die Wellen der Zeit noch einmal an mein Ufer gespült?“
„Haben sie, haben sie“, kommentierte Wolf. Dann jedoch stand er auf, hob seine
Seite von 3
Kommentare (0)