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Die unpassenden Füsse
von Cornelia Studer >>
Sie wirkte leichter, als das schleierartige Kleid, dass sie bei jedem Schritt umwehte, nur eines passte nicht ins Bild, es waren ihre Füsse. Die Zehen waren wie Kiesel im Bach, gross, derb rund und vom vielen barfuss gehen gräulich eingefärbt. Ich fragte: «Hätten sie nicht Lust auf Schuhe?» Sie meinte: «Es ist Frühling, Frühling und Gras muss zwischen meinen Zehen spürbar sein.» Ich hätte ihr recht gegeben, doch wir gingen nicht auf Rasen, wir standen auf Asphalt, der mich selbst durch die Sohlen zu brennen schien, auch wenn die Sonne noch nicht ihre höchste Strahlkraft hatte.Einige Wochen rannte sie immer noch barfüssig rum, wieder kam meine Frage. Sie antwortete: « Es ist Sommer, und ich brauche keine Lederhülsen, die Schweiss treiben, keine Riemen, die mir in die Füsse schneiden, bis sie voller Striemen sind. »Sie wirkte nie verschwitzt, einzig ihre Füsse, schienen nicht das Wunder der sauberen Trockenheit zu kennen, sie waren wohl ihre einzig normal sterbliche Stelle, ihre Bachkieselzehen und ihre Fesseln schienen so nass, wie meine auch.Als ich ihr im Herbst begegnete, und sie immer noch ohne Schuhe war war fragte ich: «Ist es nicht kalt, so ganz ohne Schuhwerk?» Sie sagte: brauche ich Schuhe, damit der Regen sie aufweicht und meine Füsse voller Blasen sind? Ich hätte sie darauf aufmerksam machen können, dass es Imprägnier-Spray gibt, aber das weis eigentlich Jeder. Im Winter sah ich sie dann wieder. Von der Ferne her, dachte ich sie trüge Stiefel, wie alle anderen auch. Als ich näher kam, merkte ich, es waren nur Socken, von der Wollsorte, in der Fischer manchmal Handschuhe haben, taucht man sie ins Eiswasser ein, geben sie warm. Sie sah mich an und sagte, bevor ich eine Bemerkung machen konnte: «Ich habe es nicht so mit Schuhen."
29. Juli 2018 |
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