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Eine Woche später fand ich mich in der Praxis eines Chirurgen wieder, der auf die Beseitigung unerwünschter Tätowierungen spezialisiert war. Belustigt schaute er sich meinen Rücken an.
„Matrose?“
„Elektriker.“
„Ich verstehe …“
Ohne weitergehende Untersuchung terminierte er 10 Sitzungen, in denen er schrittweise meine Tätowierung entfernen würde. Für mich war klar, dass ich mein Sparschwein nicht nur schlachten, sondern regelrecht sezieren musste, um mir die Behandlung leisten zu können.
Die Sitzungen beim Hautchirurgen verliefen nicht viel anders als diejenige beim Tätowierer: Rücken frei machen, zweistündige Tortur erdulden und Barzahlung ohne Quittung. Liebend gerne wäre ich dabei auch hier in Ohnmacht gefallen, um nicht die albernen Kommentare des Arztes über mich ergehen lassen zu müssen:
„... es will wohl nicht mehr richtig zischen, nicht wahr? ...“
„... wie lange brennt schon die Kontrollleuchte? ...“
„... das verknotete Stromkabel spricht Bände ...“
Bei der letzten Sitzung hätte ich ihm am liebsten die letzte Rate bar auf die Nase gegeben. Ich behielt jedoch meine Contenance und schlitzte ihm in der Tiefgarage lediglich sämtliche Reifen seines Porsches auf.
Nun, als ich mit den 10 Sitzungen beim Hautchirurgen fertig war, war der Sommer auch schon vorbei. Die Besuche im Strandbad konnte ich somit vergessen. Das war aber nicht schlimm, da ich sowieso kaum noch Geld hatte, um sonst wo hinzugehen. |
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