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Kurzgeschichten > Alltag

Die Tätowierung - Teil 2

von Mario Petitto >>

Als ich von meiner Tätowiersitzung wieder aufwachte, kehrte der Inder die Scherben der zerborstenen Vase vom Fußboden zusammen. Wie lange lag ich schon bewusstlos auf der Liege?

“Hau long ei slip?”
“Tu hauer.”

Tatsächlich, es war kurz nach 16 Uhr.
Ich richtete mich langsam auf und spürte, wie der Rücken seltsam starr war. Der Tätowierer hatte mir nach seiner Arbeit ein riesiges, kissengroßes Heftpflaster appliziert, damit ich mir ja keine fremde Infektion einfangen konnte. Nun, ich fand es zwar eine gute Idee, dass die pharmazeutische Industrie so etwas Praktisches erfunden hatte, störte mich aber nicht wenig über die darauf abgedruckten Comicfiguren.

Doch die Tortur war noch nicht zu Ende. Ich nahm meine Brieftasche aus der Jacke.

“Hau matsch?”
“Feif!”
„Feif? Not vor?“
„Vor for tatu end uan for brocken was …“

Ich nahm fünf Hunderternoten aus der Brieftasche und verließ starr vor Schmerzen langsam den Tätowiersalon.

Das erste Wochenende nach der Tätowierung verbrachte ich mit hohem Fieber im Bett. Da mir der Rücken brannte, musste ich schwitzend auf dem Bauch liegen. Ich redete mir ein, dass jede tief greifende Veränderung im Leben mit Opfern verbunden war, welche aber in keiner Relation zu dem zukünftigen Nutzen stehen würden.
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