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12. Januar geboren zu sein, war für meine Cousine das schlimmste aller übel!
Nicht, dass meine Cousine Vorurteile gegenüber einigen Sternzeichen gehabt hätte. Ihre Toleranz bewies sie im Besonderen darin, dass sie zu ihrem Verlobten stand, obwohl dieser ein eher trockener Wassermann war. Doch trotz ihrer ökumenischen Haltung allen Sternbildern gegenüber fühlte sich meine Cousine mehr Schütze als Steinbock!
Diese innere Gewissheit wurde durch ihr Studium der verschiedenen Horoskoprubriken bestätigt, welche Sie regelmäßig in Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehsendern konsultierte. Obwohl sie untereinander inhaltlich enorm differierten, sagten die Vorhersagen für bogenschwingende Schützen meiner Cousine weit mehr zu als diejenigen für herumblökende Steinböcke. Alles stimmte überein, nur der Geburtstag meiner Cousine nicht!
Ihre Eltern hatten sie immer ermutigt, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, unabhängig davon, was die Gestirne ihr auch anrieten. Selbst ihr Verlobter sprach ihr seine vollste Unterstützung für all ihre Unternehmungen zu. So gestärkt, entschloss sich meine Cousine, etwas gegen ihre Misere zu unternehmen.
Vor etwa zwei Jahren hatte sie in ihrer Wohngemeinde einen „Antrag zur amtlichen Geburtstagsumwandlung“ eingereicht. Da es dieses Formular nicht gab, hatte sie es dank ihren Jurakenntnissen und unter Berücksichtigung aller legalen Erfordernisse selbst verfasst. Sie hatte aber die Engstirnigkeit italienischer Staatsbeamten unterschätzt:
„Für eine Geschlechtsumwandlung hätten Sie das grüne Formular nehmen sollen.“
„Ich will kein Mann, sondern ein Schütze werden!“
„Wenn Sie einen Jagdschein beantragen wollen, benötigen |
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