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konnten. Neben meiner täglichen Toilette konnte ich mir somit alle zwei Monate ein halbstündiges Vollbad mit reglementiertem Badeentchen leisten. Der Vermieter führte übrigens persönlich, mit der Stoppuhr vor dem Badezimmer stehend, über unsere Waschminuten Buch.
Laufendes Wasser hatte ich in meinem Kellerabteil nur, wenn es draußen regnete. Nicht dass ich unter den Wasserinfiltrationen vom undichten Dach zu leiden hatte. Davon waren nur die oberen Stockwerke des Wohnhauses betroffen. Vielmehr wurde ich vom steigenden Grundwasserspiegel heimgesucht. Das Wasser reichte mir jeweils bis zu den Waden, wenn ich auf dem Küchentisch stand. Zum Glück waren die Nachbarn, die in einem Kellerabteil unter dem meinigen hausten, Hobbytaucher.
Allgemein konnte ich mich über die Nachbarn nicht beklagen. Ich traf sie so gut wie nie und hören konnte ich sie aufgrund des Fluglärms vom nahegelegenen Flughafen sowieso nicht. Mit der Zeit fühlte ich mich jedoch isoliert, irgendwie von der Außenwelt abgeschnitten. Darum versuchte ich, meine unmittelbare Umgebung aktiv zu beleben.
Da das Kellerabteil über keinen Fernsehanschluss verfügte, entschied ich mich, mir ein paar Haustiere zuzulegen. Der Vermieter willigte ein. Mehr noch: Er empfahl mir Kanarienvögel. Diese hatten nämlich die Gabe, auf allfällig aufsteigende Grubengase zu reagieren. Da ich aber ein Aquarium wollte, legte ich mir einige Goldfische zu, die jedoch innert kürzester Zeit verendeten. Erst später erfuhr ich, dass Goldfische von Natur aus melancholisch veranlagt waren. Anscheinend hatte der Anblick meiner kleinformatigen Wohnung sie psychisch derart stark strapaziert, dass sie vorzeitig den Sprung in die ewigen Fischgründe |
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