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Kurzgeschichten > Alltag
ehemalige Tür, welche vor langer Zeit vermauert worden war. Der alte Türrahmen war belassen worden und darin montierte ich ein auf Maß angefertigtes Spiegelglas. Der Effekt war verblüffend: Wenn man gedankenversunken zum Türrahmen blickte, hätte man meinen können, über ein zweites Zimmer zu verfügen. Leider hatte der Vermieter auf meine virtuelle Wohnraumerweiterung mit einer realen Mietzinserhöhung reagiert.
Glücklicherweise musste ich mich jedoch nicht, wie sonst im Mietwesen üblich, mit der periodischen Reinigung des gemeinsamen Treppenhauses abrackern. Mein Kellerabteil erreichte ich nämlich über einen Lichtschacht, in welchem eine Steigleiter montiert worden war.
Mein Kellerabteil besaß somit nur ein Fenster, welches mir gleichzeitig auch als Eingangstür diente. Der Vermieter erklärte mir, dass jeweils an der Tagundnachtgleiche die Sonnenstrahlen um die Mittagszeit ungehindert bis zum Grunde des Schachts gelangen würden, wenn sich das Haus am Äquator befunden hätte.
Der Lichtschacht führte einzig und allein in mein Kellerabteil und dies stellte für mich etwas ganz Besonderes dar. Nicht jeder hatte schließlich einen eigenen Wohnungszugang. Dies bewegte mich, eine borstige, als Schnäppchen angebotene Fußmatte zu kaufen und am Grunde des Lichtschachtes aufzustellen. „Wellcome“ stand neckisch auf der Fußmatte (wobei der Schreibfehler den Grund des Sonderangebots darstellte). Jedes Mal, wenn ich von der Arbeit zurückkam, wischte ich mir stolz meine Schuhe darauf ab.
Im ganzen Wohnhaus gab es nur ein Badezimmer. Vertraglich hatte jeder Mieter ein monatliches Waschguthaben von 180 Minuten zur Verfügung, wobei ungebrauchte Waschminuten dem Folgemonat übertragen werden
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