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Die Kellerwohnung
von Mario Petitto >>
Es gibt Ereignisse im Leben, die als regelrechte Etappen auf dem Weg zur Selbstständigkeit angesehen werden können. Eines dieser Ereignisse ist ohne Zweifel der Umzug vom Elternhaus in eine eigene Wohnung.
Ich selbst habe vor Jahren diesen Schritt gewagt und ahnte damals nicht, wie beschwerlich die Suche nach den eigenen vier Wänden sein konnte. Schnell erkannte ich, dass auf dem freien Immobilienmarkt nicht viel zu holen war. Entweder war mein Budget zu klein für eine Wohnung, oder die angebotenen Wohnungen waren zu klein für mein Budget.
Ich änderte deshalb meine Taktik und durchforschte in den Zeitungen die Rubrik Lagerräumungen. Wo geräumt wird, wird Raum geschaffen. Und genau dies suchte ich. Schließlich wohnte auch Diogenes in einem entleerten Fass.
Schnell fand ich das Passende in einem alten Wohnhaus: Es war ein Kellerabteil, etwa drei Meter unter der Straßenebene. Dies störte mich jedoch in keiner Weise: Als Streckengänger bei der hiesigen U-Bahn war ich ohnehin enge und dunkle Räume gewohnt.
Angesichts des sonderbaren Mietobjekts war aber die Zahl der Interessenten erstaunlich groß. Schließlich sprach der Vermieter mir das Kellerabteil zu. Dies, nachdem ich ihm mein Arztzeugnis, meinen Kontoauszug und mein Vorstrafenregister vorgelegt hatte. Nebenbei verlangte er auch eine Kaution in Höhe von acht Monatsmieten und eine Verzichtserklärung, die ihn bei allfälligen Gesundheitsschäden, welche auf die Benützung des Kellerabteils zurückgeführt werden konnten, nicht haftbar macht.
Wie dem auch sei. In Kürze bezog ich das Kellerabteil. Es handelte sich um einen einzigen, nicht besonders großen Raum. An einer der Längswände befand sich aber eine Nische, eine |
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