Kurzgeschichten > Alltag |
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Wenn sie mich suchte, musste ich warten, bis sie den Garten verlassen hatte. Dann kroch ich vorsichtig hinaus. Ich durfte mich nicht erwischen lassen, sonst hätte ich diesen Ort auch noch verloren. Aber ich hatte Glück, nie hat mich jemand gesehen. Meine Ausreden, wenn ich so plötzlich auftauchten, waren immer die selben. Da es in dieser Strasse von Kinder wimmelten und der Spielplatz gleich um die Ecke war, schienen sie glaubwürdig. Es hätte sich ausserdem niemand die Mühe gemacht, zu prüfen, ob ich wirklich mit den Anderen gespielt hatte.
Bis Heute weiss niemand, dass ich hinter der Hecke mein zu Hause hatte. Bis ich fünfzehn war, verbrachte ich mehr Zeit dort, als in meinem Kinderzimmer. Nur dort kehrte Frieden ein, nur dort war ich glücklich. Es gibt Tage an denen ich mich dahin zurück wünsche, ich sehe dann die Äste, die Blätter. Ich sehe dann das Haus mit dem schönen Vorgarten und ich sehe mich. Ein kleines Mädchen hinter verworrenen, mit grünen Blätter behangenen Ästen, an einem Bleistift kauend und von einer besseren Welt träumend.
Kurz bevor ich mit zwanzig das Haus verliess, setzte ich mich an den Zaun. Ich hatte mich an einem Zweig verletzt, als ich durch das Gebüsch kroch. Ich war nicht mehr das kleine Mädchen. Dennoch passte ich irgendwie hinein. Ich zog meine Beine an meinen Körper, schlang meine Arme darum und weinte. Ich wusste, dass ich viel vermissen würde und obwohl ich die letzten fünf oder sechs Jahren Partys der Hecke vorzog, beweinte ich vor allem sie. Es war ein kleines Stück Frieden, das ich zurück liess.
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