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Die Hecke
von broken poetry >>
Im Garten hatten wir eine Hecke, in die ich mich gerne verkroch, wenn ich allein sein wollte. Ich war dann weg, verschwunden. Mein Rücken legte ich gegen den Holzzaun, unter mir hatte ich eine dicke Wolldecke, die ich einmal spät Nachts unauffällig aus dem Haus entfernt hatte. Die Suche hatten meine Eltern nach ein paar Tagen aufgegeben. Seither war sie mein Sitzplatz. Manchmal noch feucht von dem starken Regen am Vortag, überdauerte sie unzählige Jahre. Ich frage mich, wenn der Garten noch da wäre, würde sie dann noch immer da liegen. Hätte sie dem Wetter, dem Lauf der Zeit trotzen können.
Wenn es regnete, schaute ich von meinem Fenster hinaus, betrachtete mein Geheimnis, meine Zuflucht, wünschte mich dahin. Die Türe zum Zimmer war meist nur angelehnt und ich hörte das Treiben im Haus. Es waren alltäglich Geräusche. Ein Geschirr, das klirrt. Ein Wasserhahn, der läuft. Eltern, die sich streiten. Ich sehnte mich nach der Stille. Die Wintertage waren grausam, die Tage vergingen so langsam und ich konnte ihnen nicht entfliehen. Es war als gäbe es die Ruhe nicht, als wäre mein Ort nur eine weitere Erfindung.
Im Sommer dagegen sass ich bis spät Abends draussen. Zwischen den Ästen und den Blätter fühlte ich mich geborgen. Meinen Zeichnungsblock legte ich auf meine Beine und der Bleistift fuhr automatisch darüber. Die Bilder zeigte ich niemanden, sie waren Ausdruck meiner Gefühle und ausserdem hielt ich sie nicht für besonders gut. Ich genoss es einfach, Striche zu ziehen, die irgendwann ein Bild ergaben. Ich liess mich gehen, bis das Ergebnis sichtbar wurde oder meine Mutter nach mir rief.
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