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Kurzgeschichten > Alltag

Die Brücke der Erkenntnis

von joLepies >>

Gerd war einem unbestimmten Drang gefolgt, als er nach Jahrzehnten das Flüsschen Hörsel, im Thüringischen, noch einmal besuchte. Das Wasser der Hörsel war wieder klar und hell, schnellte aber immer noch rauschend und mit weißen Krönchen auf den Wellenkämmen durch das flache, steinige Flussbett.

Die Gluthitze des Tages hält zweifellos noch bis in die frühen Nachtstunden an, schätzte Gerd. Ein guter Grund, unter der Straßenbrücke erst einmal zu rasten. Als kleines Kind saß ich hier oft, hing meinen Träumen nach oder weinte ein paar Tränen.
Ja die Mama ... Ist schon lange im Himmel ... War eigentlich nur meine Pflegemutter. Meine richtige Mutter, die Mutti, musste arbeiten. Lebt auch schon lange nicht mehr. Sicher sind die beiden jetzt wunderschöne Engel mit große weißen Flügeln. Schauen vom Himmel auf mich herab und passen auf, dass mir auch künftig nichts Böses geschieht. Und Vater – den hat ‘s gleich in den ersten Kriegstagen erwischt.
An Spätnachmittagen, wie heute, war Mama im Garten. Keine zierliche Frau, eher stämmig. Kam vom Land, aus einem Dorf in Niedersachsen. Mit durchgedrückten Knien jätete sie Unkraut oder pflückte Erdbeeren, schöpfte Wasser mit der Schwengelpumpe, goss Gemüsebeete, Blumen und gab dann noch den Kaninchen in ihrem Stall unter dem Holunderbaum frisches Futter.
Aber wie waren doch ihre Worte gewesen, als ich einmal von einem Freibadbesuch erzählte? Feigling ...! Sie hatte gut reden. Ich konnte doch noch nicht schwimmen. Was sollte ich da im Wasser? Vom dem wusste ich nur eines: Reinfallen, untergehen und ertrinken. Meine Angst vor Wasser war damals so groß wie das Freibad selbst.
Als Mutti mich dann schließlich zu sich nahm, lebten wir in einer anderen Stadt. Da hätte mich die Mama mal sehen sollen. Inzwischen war ich nämlich im Schwim
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