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Der Pickel
von Mario Petitto >>
Nichts kann das Selbstvertrauen der Menschen so stark beeinträchtigen wie das eigene Erscheinungsbild. Es gibt Menschen, die ihr gesamtes Ego darauf stützen – und letztlich daran scheitern! Schauspieler oder Politiker bauen ihr ganzes Charisma darauf auf und verlieren lieber ihr Gesicht als ihre Visage.
Früher meinte ich, dass ich gegen solche Frivolitäten immun war. Ich glaubte tatsächlich, dass Wasser und Seife allein genügten, meine wahre Schönheit zu offenbaren. Es war darum nicht verwunderlich, dass ich damals, als ich meine erste oberirdische Wohnung hatte, mein kleines Bad rege benutzte.
Eigentlich war es eher eine Waschnische, welche mein Vermieter aus einem Wandschrank gewonnen hatte. Das Waschbecken war dabei nicht viel größer als ein Spucknapf. So klein, dass ich mir damit meine Hände nur nacheinander waschen konnte. Genau so schmal war auch der darüberliegende Spiegelschrank: nur gerade so breit, mein Gesicht halbwegs zu spiegeln. Die Ohren waren bereits außerhalb der Bildfläche.
Trotz den bescheidenen Dimensionen hielt mich dies nicht zurück, meine morgendliche Toilette durchzuführen. Für meine Zahnreinigung benutzte ich damals Mentodent (oder hieß es Dentoment?), ein klinisch erprobtes Spitzenprodukt, welches mir zu einem blendenden und erfrischenden Lächeln verhalf. Und tatsächlich, nach der Zahnpflege lächelte ich mich im Spiegel jedesmal instinktiv an, um wenigstens einmal im Tag ein freundliches Gesicht vor Augen zu haben.
Für meine Nassrasur schäumte ich mich übrigens auch mit Mentodent ein. Zum einen, weil mein Spiegelschrank keinen Platz für ein separates Rasiermittel bot, zum anderen, weil Dentoment genauso wie ein viel teurerer Rasierschaum |
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