writtenby.ch - Freies Texte Portal

Startseite

Texte
Kurzgeschichten
Lyrik
Romane
Experimentelles

Suchen
Texte
Autoren

Autorenbereich
Publizieren
Registrieren
Regeln

Writtenby
Datenschutz
Gönner werden
Impressum & Kontakt
 
Kurzgeschichten > Alltag

Der einzig richtige Tag

von Gudrun Wiveka Köhler >>

Sein Weg von der Ostseeküste hierher war beschwerlich. Dennoch schreitet der Junge mit schwingenden Armen dem Stadttor zu als wolle er neues Land erobern. Ein scheppernder Klang stoppt jäh seinen Gang. Er schaut in ein messerscharf blickendes Augenpaar, das seine kräftige Gestalt mustert: "Deine Gegenwart ist in unseren Mauern heute nicht erwünscht! Scher' dich davon!", zischt der Torwächter.
"Guter Mann, ich habe in dieser Stadt eine lebenswichtige Aufgabe zu erfüllen. Dafür duldet mein besonderer Auftraggeber keinen Aufschub", tönt seine ruhige Stimme. "Der Markttag ist der einzig richtige Tag dafür." Über die Schultern seines Gegenübers hinaus, heften sich die großen Augen des Jungen auf den bunten Zug von Mensch und Tier, der unaufhörlich von der Straße hinter dem Tor verschlungen wird. Ein harter Stoß jedoch befördert den Jungen in die Pfütze neben der Stadtmauer.
Schüttelnd wie ein Hund streift er sich die Nässe ab. Mit einem Satz steht er wieder auf seinen Füßen und schließt sich der vorbei ziehenden, großen Gruppe Schmiedegesellen an, die mit fröhlichem Gesang durchs Tor in die breite Straße der Stadt einmarschieren. Es ist ihm als nehmen ihn die hohen Backsteinwände der vornehmen Häuserzeile in ihren Schutz auf. Ein kleines Lächeln umspielt die Mundwinkel des Jungen, als er sich aus der Reihe verdreckter Burschen wieder löst und mit der fließenden Menge an Leibern dem Marktplatz der Stadt zutreibt.

Das große Getose des Marktes lässt ihn im ersten Augenblick zusammenfahren. Gedrängt und geschoben wird hier von allen Seiten. Lautstark sind die Rufe der Händler. Festen Schrittes streift er an Tischen, Fässern und Körben vorbei
Seite von 4
Kommentare (0)