Kurzgeschichten > Alltag |
 |
|
Das Piano
von Mario Petitto >>
„Guten Tag, mein Herr, kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Guten Tag. Ich hätte gern ein Piano.“
„Da sind Sie genau an der richtigen Adresse! Unser Musikhaus ist geradezu das Fachgeschäft für Pianos. Suchen Sie ein Klavier oder eher einen Flügel.“
„Ich weiss nicht ... könnten Sie mich da nicht beraten?“
„Nun, es kommt ganz darauf an, welche Musikrichtung Sie darauf spielen wollen.“
„Ich kann nicht Klavier spielen. Das Piano ist für meine Frau. Ein Geschenk, wissen Sie? Sie ist diejenige, die in die Tasten haut.“
„So, so; ich verstehe. Was spielt Ihre Frau denn so?“
„Tennis, Golf; sonntagabends auch Bridge.“
„Ich meine, welche Musik sie gerne hört.“
„Frank Sinatra.“
„Was für ein Piano hat Ihre Frau zurzeit?“
„Eine elektrische Orgel. Die mit über hundert Instrumenten. Sogar den Kuckuck kann sie darauf spielen. Aber es ist lächerlich, in ihrem Alter auf so einem Plastikding den Kuckuck zu spielen. Und da will ich ihr eben ein echtes Klavier schenken.“
„Dann suchen Sie also ein Klavier ...“
„Moment, nicht so voreilig. Ich hätte auch Flügel sagen können.“
„Suchen Sie nun ein Klavier oder einen Flügel?“
„Lassen Sie mich kurz nachdenken. Sie müssen nämlich wissen, dass meine Frau blond ist.“
„Und?“
„Meine Frau trägt gerne lange, schwarze Kleider. Die passen dann gut zu ihrer Haarfarbe. Und bei solch einer Garderobe kann man eigentlich nur klassische Musik spielen ...“
„Dann kann ich Ihnen einen besonderen Flügel empfehlen, welcher ...“
„... wobei meine Frau mittwochs und freitags Gelb trägt. Wissen Sie, im Winter mag das wenig passend sein; aber im Sommer harmonisiert ein gelbes Kleid gut mit blondem Haar und sonnengebräunter Haut. Und dann, wenn sie Gelb |
 |
|
Seite
von 3 |
|
 |
Kommentare (1) |
|