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Kurzgeschichten > Alltag

Das Lächeln eines alten Mannes

von danuese >>

Jedes Mal wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, sehe ich ihn. Er sitzt an einer Strassenecke, begrüsst die Leute höflich und hält ihnen seinen Hut hin. Es stimmt mich immer traurig zu sehen wie ihm die Leute kein Geld geben, sondern einfach an ihm vorbei gehen und ihn stehen lassen.
Das wirklich Traurige daran ist, das ich ihn auch immer stehen lasse. Ich gehe eilig an ihm vorbei, schenke ihm ein flüchtiges Lächeln und gehe zügig weiter.
Jeden Abend steht er da, als wären die Leute am Vorabend nicht so unfreundlich zu ihm gewesen. Jedes Mal hat er dieses wunderbare Lächeln auf dem Gesicht und wenn man ihn anspricht, erzählt er einen Witz und lacht dabei lauter als alle anderen.
Warum können nicht alle Menschen so sein.
Wahrscheinlich, weil sich die Leute nicht die Zeit nehmen zu Lachen, jemandem ein Bisschen Geld zu geben. Sich nicht um die Sorgen anderer kümmern.
Ich bin kein Moralapostel, aber dieser alte Mann ist meiner Meinung nach fast zu freundlich. Verstehen sie mich nicht falsch mein Freund, ich misstraue ihm nicht, ich verstehe bloss seine Einstellung nicht. Er lächelt jeden an, trägt dabei die selben zerrissenen Kleider und hat immer den selben alten Filzhut auf.
Einmal habe ich ihn darauf angesprochen, darauf warum er denn die Leute um Geld bitte. Warum er nicht in einem Altersheim sei. Er antwortete nur: „Mein Freund, siehst du dieses Haus?“, und deutete auf ein Anwesen auf einem Hügel, „das, mein Freund, ist ein Altersheim. Dort war ich zuhause. Ich habe mich dort eines Nachts rausgeschlichen.“, er legte den Kopf zurück und lachte Laut: „Man könnte sagen ich bin meinem Zuhause entwachsen.“
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