Kurzgeschichten > Alltag |
 |
|
Hose zerrissen, während die Standuhr zahlreiche Einschusslöcher aufwies. Außerdem kam ich zur schmerzhaften Erkenntnis, dass Pantoffeln nur in geschlossenen Räumen bequem, für Fußmärsche auf Naturwegen aber gänzlich ungeeignet sind.
Das waren in etwa die Ereignisse, die mich wieder einmal in eine mittelgroße Katastrophe geführt hatten.
Als ich kurz vor fünf meine halb geschloßenen Augen wieder öffnete, erkannte ich in der Ferne den Gutshof meiner Familie. In all diesen Jahren hatte er sich nicht verändert und mit neuem Elan beschleunigte ich meinen Schritt. Mein Kommen war nicht unbemerkt geblieben, und ich sah, wie mir vom Hof drei Personen entgegenkamen. Schnell identifizierte ich sie als meine Mutter und das frisch vermählte Brautpaar.
„Warum kommst du erst jetzt und was ist mit dir passiert?“, fragte mich meine Mutter, sobald wir Sprachkontakt hatten.
„Ach nichts, ich bin nur in einen Bahnstreik geraten“.
„Und was ist mit der Uhr los? Bist du angeschossen worden?“
„Aber nein. Die Uhr ist ein antikes Stück, und das sind nur die Spuren ehemaliger Holzparasiten.“
Und als wenn die Standuhr selbst sich zu Wort melden wollte, gab sie fünf dumpfe Glockenschläge von sich. Sowohl meine Mutter als auch das Brautpaar schauten mich enttäuscht an.
„Was ist denn?“, fragte ich und blickte auf mein Handgelenk, wo normalerweise meine goldene Armbanduhr ihren Platz hatte. „Es ist doch fünf Uhr. Was wollt ihr denn mehr?“
„Nun, der Kuckuck fehlt …“
3. März 2009 |
 |
zurück |
Seite
von 7 |
|
 |
Kommentare (0) |
|