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Kurzgeschichten > Alltag
Dieser Doppelstreik warf den von meiner Mutter ausgearbeiteten Zeitplan über den Haufen. Aufgrund dieser Verspätung verpasste ich in Neapel die letzte Fähre, die mich nach Sizilien gebracht hätte. Ich war gezwungen, diejenige am nächsten Morgen zu nehmen.
Ich hatte nicht die Absicht, nachts, allein mit einer Standuhr, nach einem Hotel zu suchen. Also blieb ich im hafeneigenen Bahnterminal und entschloss mich, im Wartesaal auf die nächste Fähre zu warten. Ich war todmüde und brauchte unbedingt einige Stunden Schlaf. Da ich mich jedoch in Neapel befand – und das sagt schon alles –, nahm ich einige Sicherheitsvorkehrungen vor. Damit mir die Standuhr nicht gestohlen wurde, legte ich sie auf die Wartebank und mich darüber. Außerdem verschränkte ich meine Arme fest um meinen Oberkörper, damit es Dieben unmöglich gewesen wäre, mir, ohne mich aufzuwecken, Geld und Papiere zu entwenden. Dann schlief ich erschöpft ein.
Als meine Standuhr fünf dumpfe Schläge von sich gab, wachte ich auf. Schnell kontrollierte ich mein Hab und Gut. Meine Vorsichtsmaßnahmen hatten sich gelohnt: Während des Schlafes wurden mir nur meine Schuhe und Socken von den Füßen gestohlen! Zum Glück hatte ich in der Standuhr meine Hausschuhe eingepackt, die mit ihrem braunen Kunstleder wie elegante Stadtschuhe aussahen.

Nach der Überfahrt und weiteren Zwischenhalten hielt der Zug schließlich im Heimatdorf meiner Eltern. Es war fast Mittag und die für zehn Uhr angesetzte Trauung war schon vollzogen worden. Um nicht weitere Zeit mit dem Auffinden meines Hotels zu verlieren, beschloss ich, mich direkt zum Ort zu begeben, an dem das Hochzeitsessen stattfand. Darum zog ich mich in der Bahnhofstoilette um.
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