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Das Hochzeitsgeschenk
von Mario Petitto >>
Obwohl es halb vier Uhr nachmittags war, brannte die Sonne unbarmherzig über meinem Kopf. Ich war völlig verschwitzt, meine Hosen waren zerrissen und meine Füße schmerzten wie nur selten zuvor. Ich stieß eine Schubkarre vor mich her, auf die eine Standuhr geladen war, und versuchte, mit halb geschlossenen Augen etwas Entspannung zu finden.
Da war ich nun in Italien, der Heimat meiner Eltern, und marschierte völlig einsam und erschöpft auf einem staubigen Feldweg. Hier, wo ich nur von Tausenden von zirpenden Grillen umgeben war, versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen und mich zu erinnern, wie ich bloß in diese missliche Lage gekommen war.
Alles hatte mit einem Brief meiner Mutter angefangen, welchen ich eine Woche zuvor erhalten hatte. Darin bat sie mich, der Hochzeit von entfernten Verwandten in Italien beizuwohnen, wobei der Verwandtschaftsgrad derart entfernt ist, dass ich bis heute nicht weiß, ob unsere Familie mit der Braut oder mit dem Bräutigam verwandt ist.
Es war aber nicht nur die räumliche Entfernung, die mich von meinen Ursprüngen trennte. Es waren über 25 Jahre vergangen, seitdem ich als Kind das Heimatdorf meiner Eltern das erste und zugleich das letzte Mal besucht hatte. Dies aus gesundheitlichen Gründen: Wegen einer seit Jahrhunderten offenen Fehde, in die meine Familie verwickelt war, konnte die Dorfluft, gelinde gesagt, als „schwer bleihaltig“ bezeichnet werden.
Meine Mutter war einige Tage zuvor unter falschem Namen vorausgereist, um an den Festvorbereitungen mitzuwirken. In ihrem handschriftlich verfassten Brief bat sie mich, auch zu kommen und als Hochzeitsgeschenk eine Standuhr mitzunehmen, da ich ja in dem Land lebte und arbeitete, das für seine Kuckucksuhren bekannt war.
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