Kurzgeschichten > Alltag |
 |
|
Da hatte er noch keine Blätter für das Wort Ohr
von francois celavy >>
Da hatte er noch keine Blätter für das Wort Ohr
Es reicht, den schnellen Blick beim Gehen auszupacken, und schon vergisst man die Exvagination. Die Wahrheit, die man noch ein einziges Mal gelten lässt. Die Wurzeln, die er sich endlich ausreißen darf. Er wirft das Tuntengemäuer um sich in die Jauchegruben seiner ersten Schritte. Lieber eine Mark als dich, hörte er seinen Vater sagen, klar: lächelnd/im Suff süffisant, da hatte er noch keine Blätter für das Wort Ohr. Da rollte der Himmel/sein Blau sich noch über das abgebrannte Dach (Weide). Schnell sterben, muss wohl auf seinem Fahrradsessel gestanden haben. Neonfarben in Leder. Alles, was er fortan hörte, war weit weg. So musste er nie dorthin. Er war immer schon dort. Nie da. Und dann traf er sie. Seine verfaulte Überschwemmung. So nannte er sie. Und sie ließ es sich gefallen. Es war ja auch kein Wirklichkeitstreffen. Unter Wasser. Luftbläschen verrieten ihre Liebe. Da unten konnte man endlich das Fenster öffnen und sich selbst verlassen. Konnte man endlich längst ertrunken seinen Atem spüren, konnte man endlich unmöglich sein. Sie hatten alle vergessen, sich zu reservieren. Und nun müssen sie flüstern. Ihre Stimme könnte sie mit einem schlechten Gewissen drangsalieren. Schlaflos, der Tag ein Fluch, nein, auf der Flucht: vor mir. Was wäre das Dunkle, das einem ganz nah ist, auf die Schulter klopft und mit einer wippenden Zigarette im Mundwinkel dir zuzwinkert, dass es vielleicht gar nicht mal so übel mit uns beiden wär.
29. Mai 2008 |
 |
|
Seite
1 von 1 |
|
 |
Kommentare (0) |
|